Über Bad Berka und Rudolstadt fahre ich auf der B85 bis Saalfeld/Saale und von dort nach Osten in den sehr schönen "Naturpark Thüringer Schiefergebirge Obere Saale". Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Es geht auf und ab durch dunkle Wälder und sattgrüne Bergwiesen, durch kleine Dörfer und dann entlang der Talsperre Hohenwarte. Zum Anhalten und Fotografieren komme ich nicht. Zum einen kann man auf den extrem schmalen Straßen kaum anhalten, zum anderen habe ich gar nicht die rechte Lust dazu. Ich habe die Augen auf und speichere alles im Hirn. Das kann ich ziemlich gut.
Nur als die Hirschkuh bei einer Picknickpause rechts von mir durch den Wald läuft, bin ich bereit ...
Abends finde ich einen schönen Schlafplatz nördlich der Stadt Schleiz direkt an einem der vielen Plothener Teiche, einer sehr idyllischen Teichlandschaft mit vielen kleinen und größeren Teichen und Seen. Das Gebiet ist für einen mehrtägigen Urlaub sehr gut geeignet. Ich schaffe aber am Abend und am nächsten Morgen nur kleine Runden zu Fuß. An Radtouren, die gerade hier bestimmt toll sind, ist leider überhaupt nicht zu denken.
Etwas frustriert und planlos geht's über die Autobahn 9 in Richtung Süden. Ich umfahre die Stadt Hof und bewege mich entlang der tschechischen Grenze auf der "Deutschen Porzellanstraße". Die Städte Selb und Arzberg haben im Verlauf der letzten Hundert Jahre so einiges an Auf- und Abschwung in Sachen Porzellanmanufaktur erlebt. Fast alle namhaften Hersteller waren hier zu finden. Jetzt ist alles mehr oder weniger von „Rosenthal“ als Investor aufgekauft und nur noch wenige Labels werden in Deutschland hergestellt. Die meisten Artikel kommen mittlerweile aus China. Paradox, denn da wurde das "weiße Gold" ja auch erfunden. In Selb kann man im Museum "Porzellanikon" an zwei Standorten eine industrielle Fertigungstätte und eine Porzellanausstellung bestaunen. Die Technik ist schon beeindruckend, über die Schönheit vieler Porzellanartikel lässt sich aber bestimmt trefflich streiten. Das meist trifft nicht ganz so meinen Geschmack. Ich habe nur hier und da ein wenig geknipst, aber relativ viel vom Mythos "Porzellan" mitbekommen.
Von Arzberg fahre ich weiter südlich nach Tischenreuth, wo man hunderte von Karpfenteichen bestaunen kann. Die Fischzucht wird hier seit Jahrhunderten praktiziert und prägt bis heute die Landschaft. Ich schaffe immerhin im Schneckentempo eine 4,5 km lange Runde durch die Seenlandschaft, lasse mich ordentlich von Stechmücken quälen und habe ehrlich gesagt außer den Tümpeln fast nichts gesehen. Tierarten meine ich, aber zu diesem Thema schreibe ich später mehr! Nur eines vorab: Es ist gruselig – es gibt wirklich kaum noch Insekten und Vögel. Von ein paar Opportunisten mal abgesehen sind sie fast alle weg! Ich glaube für immer ...