· 

Das Krumltal bei Rauris in Österreich


 

Auf direktem Weg fuhr ich in den österreichischen Nationalpark Hohe Tauern. Dieser ist mit 1.856 km² das größte Schutzgebiet der Alpen und liegt in den drei Bundesländern Salzburg, Tirol und Kärnten. In den 1980er Jahren wurde das Gebiet als erster Nationalpark in Österreich ausgewiesen. Mich zog es in eines der Seitentäler des Raurisertals in der Nähe des Dorfes Rauris - das Krumltal - bekannt auch als das "Tal der Geier".

  

Raurisertal
Raurisertal
Almgasthaus Lechnerhäusl am Einstieg in das Krumltal
Almgasthaus Lechnerhäusl am Einstieg in das Krumltal

 

Das Bartgeier-Wiederansiedelungsprojekt

 

Bekannt geworden ist das Krumltal durch ein bislang einmaliges Projekt zur Wiederansiedelung der Bartgeier in den Alpen. Das letzte Exemplar der Alpen wurde im Jahr 1913 in Italien erlegt. Es gab mehrere Ursachen für die Ausrottung des größten europäischen Geiers mit einer Spannweite von 240 bis 290 cm, einer Größe von 94 bis 125 cm und einem Gewicht von 4,5 bis zu 7 kg. Zum einen starben viele Geier an Vergiftungen durch Giftköder, die eigentlich für andere Tiere wie Füchse, Wölfe und Bären ausgelegt worden waren. Zum anderen fehlte dem Bartgeier bald die Nahrungsgrundlage, da viele Huftiere wie Steinbock, Gämse und Rothirsch durch menschliche Bejagung stark reduziert und tote Weidetiere gleich vom Menschen entsorgt wurden. Zusätzlich wurden die Bartgeier auch direkt durch den Menschen verfolgt bzw. bejagt. Man dachte damals, dass Bartgeier Weidetiere töten und auch für Kinder gefährlich werden können. Aus Angst vor diesem großen Vogel gab es daher für seinen Abschuss hohe Prämien. Der Bartgeier war früher auch unter dem Namen "Lämmergeier" bekannt, was sehr missverständlich war: Als reiner Aasfresser tötet er weder junge Schafe noch andere Tiere.

 

Bereits 1986 sind hier im Krumltal die ersten in Gefangenschaft gezüchteten Jungtiere in die Wildnis freigelassen worden. Bei Beginn des noch aktuellen Förderprojekts (seit 2015) lag die Anzahl der alpenweiten Freilassungen bei 197 Junggeiern und die der in freier Wildbahn im gesamten Alpenbogen ausgeflogenen Jungvögel bei 128 Exemplaren. Der Bestand wurde auf rund 220 Bartgeiern geschätzt. In ganz Österreich gab es jedoch bislang lediglich fünf erfolgreiche Bruten durch zwei Paare in freier Wildbahn! Aktuell erhöhte sich die Anzahl der freigelassenen Tiere auf insgesamt 223 und die der Freilandgeburten auf 235 Tiere - davon 11 in den Hohen Tauern. Durch diese Entwicklung hat sich der Bartgeier-Bestand alpenweit auf rund 280 Stück erhöht.

 

In Österreich gibt es bisher nur zwei erfolgreich brütende Brutpaare und der Bestand weist eine sehr hohe Fluktuation bzw. eine hohe Sterblichkeit auf. Als ein entscheidender Faktor wurden Bleivergiftungen festgestellt. Die Geier nehmen durch die, mit bleihaltiger Munition geschossenen, aber nicht durch den Menschen "entfernten" (weil im schwierigen Gelände oft nicht auffindbaren) Tierkadaver das giftige Schwermetall auf. Deshalb wurden Initiativen zur Förderung bleifreier Büchsenmunition gestartet und das Monitoring intensiviert. Ob das Bartgeier-Wiederansiedlungsprojekt langfristig erfolgreich ist und sich eine stabile Population ohne "menschliche Hilfe" etablieren kann, steht in den Sternen.

Info über das Bartgeierprojekt in den Hohen Tauern und zwei Videos aus Spanien




Das Krumltal

Einstieg ins Krumltal
Einstieg ins Krumltal
Einstieg ins Krumltal
Einstieg ins Krumltal
Hier brütet der Steinadler
Hier brütet der Steinadler

 

Im Krumltal kann man neben dem dort lebenden Bartgeierpaar (ich habe die beiden Alttiere lange und sehr gut mit dem Fernglas beoabachten können!) auch bis zu 100 übersommernde, aber nicht brütende junge Gänsegeier und ein territoriales und regelmäßig erfolgreich brütendes Steinadler-Paar, das ich ebenfalls lange beobachten konnte, antreffen. Gämsen, Murmeltiere und auch Steinböcke kann man mit etwas Geduld und einem guten Fernglas oder einem Spektiv an den Hängen beobachten. Das landschaftlich ursprüngliche Tal hat einiges zu bieten: steile Felswände, viele Wasserfälle und am Ende des Tales sieht man auf die vergletscherte Nordflanke des Hocharn. 

 

Der Wanderweg durch "Das Tal der Geier" führt ab dem Parkplatz stetig bergauf (> 450 Höhenmeter) bis zur etwa fünf Kilometer entfernten Bräuhütte, von der man über zwei weiterführende Wanderwege zu zwei sehr schönen Wasserfällen laufen kann. Leider musste ich vor Erschöpfung recht bald aufgeben und zurück ins Tal kriechen. Ich hatte mich "herzmäßig" total übernommen. 

 

Ausblick vom Parkplatz
Ausblick vom Parkplatz
Blick auf Kolm Saigurn
Blick auf Kolm Saigurn
Die letzten Kilometer des Raurisertals
Die letzten Kilometer des Raurisertals

 

Das Raurisertal ist auf Grund der Holznutzung durch den ehemaligen Bergbau relativ waldarm. Und dennoch finden wir hier noch urige Wälder, die sehr naturnah sind. Der "Rauriser Urwald" am Ende des Tals beim Kolm Saigurn ist über eine kurze, aber teure Mautstraße zu erreichen und ist ein schöner und uriger Blockwald mit zahlreichen Moortümpeln. Leider habe ich aber auch dieses Ziel nicht erwandern können, da ich mich von meiner kurzen Krumltal-Tour über eine Woche lang kaum erholen konnte.

 

Kolm Saigurn
Kolm Saigurn

 

Vom Raurisertal ging es nach vier Tagen weiter Richtung Westen nach St. Johann im Pongau, wo ich einen schönen Tag mit Bummeln und Eisessen verbrachte. Die nächste Station nach einer langen Fahrt durch eine wirklich grandiose Landschaft war dann die Stadt Villach in Grenznähe zu Slowenien. Dort wollte ich den Nationalpark Triglav besuchen...

 

Mittagspause auf dem Weg nach Villach
Mittagspause auf dem Weg nach Villach