Der Nationalpark Hainich, der Ende Dezember 1997 gegründet wurde, ist der einzige Nationalpark in Thüringen und liegt ca. 20 Autominuten nördlich von Eisenach. Er ist als Kalk-Rotbuchenmischwald mit seinem nahezu naturbelassenen Zustand, seiner Größe und Artenvielfalt einzigartig in Europa. Der Hainich verfügt über vielfältige Buchenwaldgesellschaften, in denen neben der Rotbuche auch zahlreiche andere Laubbaumarten (~ 30 Arten) wie Eschen, Ahorne, Linden und sogar die seltene Elsbeere vorkommen. Einzigartig ist auch die Artenvielfalt bei Pilzen (~2000 Arten) und die großen Bestände an Frühlingsblühern wie Märzenbecher, Leberblümchen, Buschwindröschen, Lerchensporn und Bärlauch. Ingesamt findet man hier über 900 Blütenpflanzen, darunter mehr als 20 Orchideenarten. Faunistisch sind die Vorkommen der Europäischen Wildkatze (ich habe glücklicherweise schon drei Tiere im Hainich beobachten können), 15 Fledermausarten, sieben Spechtarten und mehr als 500 holzbewohnende Käferarten besonders bedeutsam. Ich habe vor einigen Jahren sogar einen seltenen vierbeinigen Neubürger Deutschlands gesehen: Einen Goldschakal. Um das Nationalparkgebiet gibt es einige extensiv genutzte Wiesen und Brachflächen, sowie wenige Wachholderhaine. Hier findet man noch erstaunlich viele Insekten- und Vogelarten. Es ist aber traurig für mich, nach 30 Jahren Hainich-Besuchen festzustellen, dass es selbst hier einen wirklich dramatischen Arten- und Individuenrückgang gibt. Die letzen Dürrejahre haben auch leider die Buchen im Hainich nicht verschont.
Eines der wichtigsten Ziele des 7500 Hektar (75 km²) großen Parks ist der Schutz des heimischen Buchenwaldes, also des eigentlich typischen Waldtyps Mitteleuropas. Mit ca. 5.000 ha geschlossener Waldfläche weist der Hainich die größte nutzungsfreie Laubwaldfläche Deutschlands auf. Große Teilbereiche sind seit über 50 Jahren aus der forstlichen Nutzung. Den Südteil des Nationalparks nimmt ein weiträumiges Gebiet ein, der sogenannte "Kindel", das für die Bedürfnisse eines Truppenübungsplatzes Anfang der 1980er Jahre abgeholzt wurde und später forstlich ungenutzt blieb. Nur einzelne Freiflächen durften beweidet werden. Inzwischen kann dieses Gelände auf den ausgewiesenen Routen wieder begangen werden. Es handelt sich um eine Sukzessionsfläche, die von großer wissenschaftlicher Bedeutung ist.
Seit 2011 zählt der Nationalpark Hainich zum "UNESCO-Weltnaturerbe Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas". Fast 4800 ha in der Kernzone des Nationalparks gehören zu den von der "European Wilderness Society" zertifizierten "WILDForest"-Gebieten.
Ich war leider nur ein paar Tage im Hainich und konnte auch nicht sonderlich weit wandern. Aber ich war sehr froh, doch einige Kilometer in die Bärlauchbestände laufen zu können. Die paar Fotos mit der kleinen Kompaktkamera und dem Handy können leider nicht annähernd die Größe der Bärlauchflächen wiedergeben - und den unglaublich starken Lauchgeruch im ganzen Wald schon gar nicht. Wenn man fit ist, kann man einige Tage mit langen Wanderungen nur im Nationalparkbereich verbringen. Langweilig wird es nie! Rings um den Wald findet man extensiv bewirtschaftete Wiesen und Wacholderhaine, die Wildkatzen, Marderhunden und Füchsen ein ideales Jagdgebiet bieten. Interessant ist eventuell ein Besuch des Baumkronenpfads im Süd-Osten des Parks bei Thiemsburg oder des Wildkatzengeheges im Süden bei Hütscheroda. Im Norden ist ein schöner Kletterwald und im Westen eine tolle Jugendherberge. Darüber hinaus gibt viele Möglichkeiten, gut und günstig zu essen und natürlich auch mindestens einen Imbiss mit "Original Thüringer Bratwurst"!
Orni - Tipps
Meine unsortierte avifaunistische Artenliste von drei Tagen im Mai 2022:
Kolkrabe, Rabenkrähe, Amsel, Wacholderdrossel, Singdrossel, Haussperling, Feldsperling, Goldammer, Grauammer, Klappergrasmücke, Dorngrasmücke, Mönchsgrasmücke, Gartengrasmücke, Zaunkönig, Waldlaubsänger, Fitis, Zilpzalp, Fasan, Heckenbraunelle, Kohlmeise, Tannenmeise, Blaumeise, Schwanzmeise, Gimpel, Hänfling, Stieglitz, Grünfink, Girlitz, Schwarzkehlchen, Schafstelze, Bachstelze, Mäusebussard, Rotmilan, Sperber, Turmfalke, Rauchschwalbe, Mauersegler, Grünspecht, Buntspecht, Schwarzspecht, Mittelspecht, Wendehals, Kleiber, Trauerschnäpper, Rotrückenwürger, Star, Feldlerche, Steinschmätzer, Rotkehlchen, Gartenbaumläufer, Hohltaube, Ringeltaube, Waldkauz, Nachtigall, Baumpieper, Wiesenpieper, Kuckuck, Pirol, Buchfink (59 Arten bei sehr geringer Individuenzahl)
Wanderwege - Netz
Wer den Nationalpark Hainich zu Fuß oder per Rad entdecken will, kann das ausgiebig tun - es gibt über zwanzig gut markierte Wanderwege mit einer Länge von insgesamt mehr als 120 km. Fast alle Wanderwege wurden als Rundwanderwege angelegt. Ausnahmen sind lediglich die Fernwanderwege Rennstieg (nicht zu verwechseln mit dem Rennsteig im Thüringer Wald!) der Waagebalkenweg und der Pilgerweg Via Porta. In Kombination mehrerer Wege kann man die Wanderung auf eine Halb-, Ganz- oder auch Mehrtagestour erweitern. Mit dem Fahrrad lassen sich nahezu alle Hauptwege befahren, es gibt aber auch lange Strecken, die ausschließlich für Wanderer vorgesehen sind. (Karte zur Vergrößerung 2x anklicken!)
Camper - Info
Ich möchte jetzt nicht den Oberlehrer spielen - ich habe lediglich eine Bitte an die Wohnmobilisten:
- Übernachtet nicht "freistehend" auf den Wanderparkplätzen oder in unmittelbarer Nähe des Hainich-Nationalparks!
- Vermeidet möglichst, dass es durch Überfüllung der Parkplätze und Vermüllung der Umgebung zu entsprechenden Maßnahmen bzw. Verboten der Nationalparkverwaltung oder der Gemeinden kommt, die wahrscheinlich allen Besuchern schaden würden.
- Die meisten werden es tun, aber trotzdem: Genießt die Natur zum Wandern und Erholen und verhaltet euch rücksichts- und verantwortungsvoll. Bleibt bitte auf den Wanderwegen - insbesondere zur Bärlauchblütenzeit! Einige Ausflügler machten das ganz aktuell leider nicht!
- Womo-Übernachtungsmöglichkeiten gibt es genügend in der näheren Umgebung des Hainichs: Camping am Tor zum Hainich / Palumpa-Land / Naturcampingplatz Ebenshausen / Werratal Campingplatz Creuzburg / Camping Probstei Zella / Campingplatz Wangenheim / Campingplatz am Schwanenteich Mühlhausen / zwei Womo-Stellplätze in Eisenach, sowie als Alternative für DJH-Mitglieder die wirklich schöne Jugendherberge Lauterbach direkt am westlichen Rand des Nationalparks.