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Vogelzug in Südschweden


September 2022


Genau ein Jahr nach meiner Herztransplantation sind Andrea und ich drei Wochen lang mit dem Wohnmobil durch Südschweden gefahren. Ein besonderes Highlight war die Beobachtung des massiven Vogelzugs in der Gegend von Falsterbo, wenige Kilometer südlich von Malmö. Hier fliegen von Ende August bis Ende Oktober jährlich bis zu 500 Millionen Zugvögel aus Skandinavien wie durch einen geographischen Trichter konzentriert über die nur wenige hundert Meter breite Südspitze der Halbinsel, um eine möglichst kurze Flugverbindung über die Ostsee zum europäischen Festland zu haben. Das macht diesen Ort im Herbst zu einem der wichtigsten Migrations-Hotspots in Nordeuropa. Viele Vogelbeobachter - besonders die Hardcore-Birder und Twitcher - kommen aus der ganzen Welt nach Südschweden gereist, um hier den Herbstzug zu sehen. Wir waren vor Ort - genau am besten Beobachtungstag der letzten Jahre: über eine halbe Million Zugvögel wurden an der südlichen Beobachtungsstation Nabben von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang offiziell gezählt.

 

Das oben zu sehende direktverlinkte Youtube-Video wurde von A. Clements genau am selben Tag neben dem Golfplatz aufgenommen, an dem wir auch dort waren. Im Hintergrund sieht man die Öresundbrücke, die Kopenhagen mit Malmö verbindet. Wir standen mit Sicherheit zeitgleich am Beobachtungshüttchen "Nabben" nebeneinander ohne uns zu kennen.

 

Die offiziell von Mitarbeitern der Vogelschutzwarte Falsterbo gezählten 510.136 Vögel (es werden wohl wesentlich mehr gewesen sein) war eine absolute Rekordzählung! Besonders groß war die Anzahl an ziehenden Buchfinken mit gezählten 431.000 Individuen. Hier ein Bild vom Kleinvogelzug von der Vogelstation Falsterbo. Es kommt in den Videos, die es auf Youtube zu sehen gibt, nicht annähernd so beeindruckend rüber, wie es live vor Ort war. Es war das mit Abstand beeindruckendste und schönste Erlebnis in Sachen Vogelbeobachtung, das ich in 50 Jahren als leidenschaftlicher Hobbyornithologe erlebt habe. Wirklich sensationell!

 

Es ist erstaunlich, wie gut man die Tiere sehen konnte - die Flughöhen bzw. Entfernungen zu den Zugvögeln waren teilweise sehr gering. Abertausende Singvögel flogen nur wenige Meter entfernt im Tiefflug an einem vorbei und selbst bei den Greifvögeln waren die Distanzen sehr kurz. Leider hatten wir keine geeignete Kamera dabei, dafür aber sehr gute Ferngläser!

 

Vielleicht ist die Beobachtungsliste dieses einmaligen Tages in Falsterbo/Nabben für Vogelbegeisterte interessant. Falls jemand Schwierigkeiten mit den englischen Vogelnamen hat: Bird Names Dictionary

 

Berufs-Ornithologen, "Feld-Ornithologen", "Ornis", "Birdwatcher" und "Twitcher" - international vereint beim Vögel gucken und zählen!
Berufs-Ornithologen, "Feld-Ornithologen", "Ornis", "Birdwatcher" und "Twitcher" - international vereint beim Vögel gucken und zählen!
Kranichzug
Schwedische Kraniche auf dem Weg nach Süden

September 2023


Wie wollten unbedingt nochmal den Herbstzug der Vögel in Dänemark und Südschweden sehen und reisten deshalb Ende September '23 zuerst die Westküste Jütlands entlang nach Norden, querten nach Osten über die Inseln Fünen und Seeland, um dann über die Öresundbrücke nach Schweden zu gelangen.

 

Wir beobachteten im deutsch-dänischen Grenzgebiet bei Aventovt bzw. im größten dänischen Feuchtwiesengebiet Tøndermarsch das phänomenale Naturereignis "Sort Sol - schwarze Sonne". Riesige Staren-Schwärme suchen auf dem Zug im Frühjahr und besonders im Herbst ihre Schlafplätze im Schilf auf. Bis zu einer Million Stare führen dann, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, ein einmaliges Luftballett auf und fliegen irrwitzige Formationen und Wendemanöver - insbesondere, um Greifvögel zu irritieren, die genau diese Massenankünfte an den Schlafplätzen allabendlich erwarten.

 

Nur wenige Kilometer nördlich konnten wir in dem großen Naturschutzgebiet Margrete Kog / Vidåslusen viele tolle Vogelbeobachtungen machen: Unzählige Limikolen und viele Greifvögel waren bereits auf dem Zug nach Süden, mehrere Hundert Löffler machten Rast und große Starenschwärme sammelten sich in den Schilfzonen der Kanäle, um dort die Nächte zu verbringen. Für Ornithologen ist eigentlich der gesamte Küstenbereich Dänemarks interessant. Ein echter Vogel-Hotspot in Dänemark ist natürlich Tipperne, eine Halbinsel am südlichen Ende des Ringkøbing Fjords an der Westküste von Jütland, wo wir sogar das Glück hatten, einen "verirrten" Bairdstrandläufer zu sehen. Diese Art kommt in Ostsibirien bzw. Nordalaska vor und nur sehr selten gibt es Beobachtungen in Mitteleuropa.

 

Im schwedischen Falsterbo waren wir in der letzten Septemberwoche und hatten richtig Glück: Wir erlebten an zwei Tagen wieder einen Massenzug von > 200.000 Buchfinken, hatten jeden Tag 200-600 Sperber, Hunderte Bussarde, Rotmilane, Tausende von Zeisigen, Baumpiepern, Bergfinken und Blaumeisen (Zugdaten-Link)

 

Die Vögel ziehen in direkter Abhängigkeit der Wetterbedingungen vor Ort, sodass an manchen Tagen mit starkem Regen oder Wind fast nichts zu sehen ist. Am unserem letzten Tag wehte es heftig und trotzdem wagten es Unmengen von winzigen Vögelchen bei starkem Gegenwind über die Ostsee zu fliegen. Wenn man dieses Schauspiel mal live gesehen hat, kann man es kaum glauben, welche körperlichen Leistungen diese Tiere abrufen können. Und man versteht, wie wichtig passende Rastplätze und entsprechende Nahrungsangebote, bzw. -gebiete auf den Zugrouten sind. 

 

Wir hatten mit unseren guten Ferngläsern und dem Spektiv die idealen Hilfsmittel zur perfekten Vogelbeobachtung. Leider kommt es bei den wenigen schlechten Fotos nicht rüber, wie beeindruckend das alles war, denn mit der alten Kamera und lediglich 200mm Brennweite konnte ich keine besseren Bilder machen. Aber live dabei sein ist eh das Schönste!

 

Buchfinken, Bergfinken, Zeisige
Buchfinken, Bergfinken, Zeisige

 

Wir sind dann noch ein paar Tage am Hornborgasjön in Västergötland gewesen. Der See ist eigentlich der Ort, an dem vor allem im Frühjahr sehr viele Kraniche rasten, bevor sich die Paare zu ihren nördlichen Brutrevieren aufmachen. Wir hatten das Glück, dass an unseren Beobachtungstagen die größten Herbstansammlungen, die jemals dort offiziell gezählt wurden, zu sehen waren. Ein unheimliches Spektakel, wenn sich abends bei Sonnenuntergang über 24.000 Kraniche am Schlafplatz einfinden. Besonders toll waren für uns aber die Sonnenaufgänge und der morgendliche Kranichstart: Dann kann man das alles richtig genießen, weil man im Gegensatz zum Abend nicht von Millionen Stechmücken gequält wird.

 

Graugänse
Graugänse
(A)
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