Ich habe schon seit meiner Jugend gerne fotografiert, weil ich immer das Gefühl hatte, dass ich irgendwie mehr sehe, wenn ich durch einen Kamerasucher schaue. Beim Blick durch Ferngläser und Spektive geht es mir genauso: Mein Sichtfeld wird beschränkt und dadurch sehe ich "mehr", obwohl ich insgesamt deutlich weniger wahrnehme. Das ist für mich kein Widerspruch, sondern völlig logisch - ich sehe nur einen Ausschnitt der Realität, habe den Fokus auf ein bestimmtes Objekt und dadurch weniger Ablenkung. Die Konzentration auf Details wird größer und dadurch sehe ich viel mehr als wenn ich einfach nur "mehr" sehe. Ok, falls es für den ein oder anderen verwirrend klingt: Ich bin (wie übrigens alle) neurodivers. Typisch für mich ist, dass ich im täglichen Leben oftmals wegen Reizüberflutung Probleme bekomme. Ich sehe, höre, rieche zu viel. Mein Hirn kann die Signale meiner Sinnesorgane schlecht filtern und scheinbar Wichtiges nicht von scheinbar Unwichtigem trennen. So, als wenn immer alle Reize, alle Signale immer maximal im Hirn ankommen - sie lassen sich nicht richtig dimmen. Wenn ich beispielsweise in einer vollen Gaststätte sitze, kann ich mich kaum auf das Gespräch mit meinem Gegenüber konzentrieren, weil die Gespräche der Nachbartische, die Geräusche von der Theke und die Hintergrundmusik ungefiltert bei mir im Kopf ankommen. Beim Sehen ist das ähnlich - wenn ich beispielsweise über einen Marktplatz laufe, habe ich das Gefühl, nahezu alles wahrzunehmen und abzuspeichern. Und das empfinde ich oftmals als richtig anstrengend. Beim Blick durch einen Kamerasucher oder ein Fernglas ist das anders: Hier werde ich ruhig und entspannt und kann mich mit nur einem kleinen Ausschnitt des "Gesamtbildes" beschäftigen. Das erhöht gezielt meine Aufmerksamkeit für Details und filtert so etwas die anderen Wahrnehmungen heraus. Weniger ist mehr! Das ist Entspannung pur und macht mir große Freude.
Zumindest habe ich den Anspruch, künftig etwas bessere Fotos zu machen, als es früher der Fall war. Es geht mir aber um meine ganz persönlichen Ansprüche, mehr von Fotografie zu verstehen zu wollen und vielleicht ab und an die (oder zumindest ähnliche) Fotos zu machen, die ich vor meinem geistigen Auge habe. Mal schauen, ob ich das irgendwie hinbekomme. Der Schwerpunkt wird bei mir die Tier- und Landschaftsfotografie sein, aber auch andere "Genres" der Fotografie interessieren mich. Gerade die Aufenthalte draußen in der Natur und insbesondere die Wildtierbeobachtungen machen mir sehr viel Freude und wenn dann noch schöne Bilder entstehen, kann ich fast schon behaupten, dass das für mich Momente des Glücks sind. Ich bin selber gespannt, welche Fotos hier künftig zu sehen sind!
Für gibt es neben den "normalen" Herausforderungen der (Natur-)Fotografie leider auch weiterhin das Problem, das mein Körper keine optimalen Vorraussetzungen für die Ausübung dieses Hobby bietet. Das Gewicht der Kameraausrüstung ist eigentlich wieder viel zu hoch und ich bin gespannt, ob das künftig alles so funktioniert, wie ich es mir erhoffe. Fast alle Muskeln krampfen bereits bei geringer Belastung, mein Tremor in den Händen wird vom Stabilisierungssystem der Kamera kaum kompensiert, meine chronischen Muskelansatz- und Nervenschmerzen werden immer heftiger und die beschissenen Osteoporose ist die Ursache für meine immer wieder angebrochenen Rippen. Noch komme ich damit geradeso klar und hoffe, dass ich zumindest lerne, die Schmerzen besser zu tolerieren. Gar nicht so einfach, mein "Schmerzgedächnis" zu überschreiben ...
Vor vielen Jahren habe ich mal aufgeschrieben, warum ich fotografiere. Mittlerweile kann ich noch ein paar Gründe ergänzen: