Vögel - Faszination & Leidenschaft


Stare, Dänemark, 2023
Stare, Dänemark, 2023

Vögel (Aves)

Nach der klassischen Taxonomie sind die Vögel eine Klasse der Wirbeltiere. Bislang sind über 11.032* rezente Vogelarten bekannt - also Arten, die in der heutigen Zeit leben oder vor kurzem ausgestorben sind. Diese Arten werden 2.381 Gattungen, 253 Familien, 44 Ordnungen und 2 Unterklassen zugeordnet. Es ist in der Wissenschaft unstrittig, dass die heutigen Vögel von den Dinosauriern abstammen und Krokodile als die nächsten Verwandten gelten. (* Quelle: IOC World Bird Names, Vers.14.1 v. 03.05.24)

Rømø 2023 (A)
Rømø 2023 (A)

Vogelbeobachtung


Birdwatching bzw. Birding ist seit ein paar Jahren ein weltweit mega-trendiges Hobby geworden. Das hat zum einen natürlich direkt mit der Corona-Pandemie zu tun, zum anderen entdecken immer mehr Menschen, vor allem Stadtmenschen, wie erholsam und schön es sein kann, in der Natur zu sein und Vögel zu beobachten. Neben den Fernoptikherstellern profitieren vom Birdwatchingtrend mittlerweile auch sehr viele spezialisierte Reiseveranstalter, sowie private Birdguides, die sündhaft teure Birdingtouren in der ganzen Welt anbieten. Hauptsache, die Kunden bekommen (theoretisch) möglichst viele seltene Vogelarten zu sehen. Im Internet finden sich immer mehr professionelle Birding-Seiten, die sich teilweise den Zugang zu Beobachtungs- und Informationsdatenbanken ordentlich bezahlen lassen. Naja, es ist wie immer - Trends werden halt vermarktet. Positiv finde ich an der ganzen Entwicklung, dass sich scheinbar immer mehr Menschen für die Natur interessieren. Und wer das tut und sich entsprechend informiert, der wird das, was er sieht und hört auch schätzen und lieben lernen. Das ist die Voraussetzung dafür, sich für den Schutz von Wildtieren und deren Lebensräume auch entsprechend zu engagieren. Das hoffe ich zumindest!

 

Schräge Vögel! 

Die "schrägen Vögel" sind keine Vögel, es sind für mich die Nerds unter den Vogelbeobachtern. Ich meine die Vogelverrückten - die Twitcher bzw. Chaser, die Hardcore-Birder und nicht die vielen Menschen, die einfach Freude am Beobachten von Vögeln haben, oder diejenigen, die aus Arten-, Biotop- oder Naturschutzgründen Vögel bestimmen, zählen und kartieren. Und schon gar nicht die (echten) Ornithologen, die forschen oder Gutachten aus den verschiedensten Gründen erstellen. Ich meine die, die ein ausgeprägtes egoistisches Interesse am Abhaken ihrer Artenlisten und den Beobachtungserfolgen bei möglichst seltenen Spezies haben und sich erstaunlich wenig für den Vogel selbst oder dessen Verhaltensweisen interessieren. Wenn das Twitchen zur Befriedigung des eigenen Egos oder der "Sucht" dient, ist es ja in Ordnung, aber leider schaden viele Bird-Nerds auch den Tieren, indem sie sie häufig rücksichtslos verfolgen und bedrängen. Ich beobachte das immer häufiger! Das darf man jetzt aber bitte nicht als pauschale Kritik an allen Twitchern verstehen - viele, die ich bislang getroffen habe, waren ausgesprochen nette und verantwortungsvolle Typen (es sind hauptsächlich Männer!). Und letztlich sind ja viele mit diesem Hobby ein "bisschen ornithomanisch". Da gehöre ich mit Sicherheit auch dazu!

 

Ich selbst bezeichne mich als engagierten Vogelbeobachter und wenn’s nett klingen soll als "Orni". Ich habe große Freude am Beobachten der Tiere und deren Verhaltensweisen im jeweiligen Lebensraum. Die Vogelbeobachtung ist für mich irgendwie kein Hobby, sondern ein Bestandteil meines täglichen Lebens. Eigentlich schaue ich immer nach Vögeln, wenn ich draußen bin.

 

Meine Beobachtungen melde ich auch ab und an bei Ornitho.de, dem größten deutschen Meldeportal für Vogelbeobachtungen über die Naturalist Smartphone-App. Früher, als ich noch fit war, habe ich unzählige Nistkästen und Nisthilfen gebaut und aufgehängt, Tümpel ausgehoben, ehemalige Müllkippen bepflanzt und war über Jahrzehnte in verschiedenen Natur- und Vogelschutzvereinen aktiv tätig. Mit dem Zählen und vor allem mit dem Wettstreit, also dem Ranking "ich habe mehr Arten gesehen als du!", habe ich es allerdings nicht so. Ich möchte meine Beobachtungen genießen, mich natürlich auch über neue Arten freuen, aber ich möchte ehrlich gesagt keine Arten auf einer Liste sammeln. Und ich will keinesfalls mit 50 Vogelnerds mit großen Spektiven bewaffnet auf einem Feldweg vor ein Gebüsch stehen, nur weil dort am Vortag auf einer Birdingplattform eine Seltenheit gemeldet wurde und stundenlang fieberhaft hoffen, den armen einsamen Piepmatz endlich zu sehen. Da gehe ich lieber ganz allein mit dem Fernglas durch den Wald und schaue mir in aller Ruhe sehr gerne auch "ganz normale Vögel" an.

 

Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, wieviel Arten ich bereits gesehen habe - es würde mir richtig viel Arbeit machen, das in meinen Aufzeichnungen nachzuschauen und zu zählen. Grob geschätzt werden es weit über 2.000 von fast 11.000 Species auf 4 von 7 Kontinenten gewesen sein. Der "buchhalterische" Umgang mit meinen Beobachtungen war und ist nicht mein Ding und ich sehe auch keinen sinnvollen Grund im Dokumentieren jeder einzelnen Vogelsichtung. Ich finde es viel schöner, den Vögeln länger zuzuschauen und die verschiedenen Verhaltensweisen zu entdecken und entschlüsseln. Seltene Arten sind für mich nicht unbedingt interessanter als die häufiger vorkommenden Vögel. Dennoch ist die zahlenmäßige Erfassung von Tierarten und deren Individuenzahlen aber für die wissenschaftliche Forschung und auch als Grundlage für politische Entscheidungen sehr wichtig. Obwohl das jahrzehntelange Zählen und Auswerten lediglich die Erkenntnis gebracht hat, dass die Mehrzahl der Tierarten und deren Bestandszahlen deutlich schwinden - politische Konsequenzen und massive Gegenmaßnahmen - vor allem in der Landwirtschaft - habe ich bislang nicht erkennen können. Naja, ein paar Gewinner unter den Vogelarten gibt es ja dank Wiederansiedlungs-Programmen sowie Jagd- und Giftverboten schon: Uhu, Wanderfalke, Habicht, Sperber, Graureiher, Kranich und wenige andere Arten. Die meisten anderen rafft es im Eiltempo dahin ...

 

Für die interessierten Leser erkläre ich hier mal ein paar Begriffe aus der Vogelbeobachterszene:

 

Ornithologie (Ornithologe, Ornithologin)

Die Ornithologie (altgriechisch órnῑth-, Stamm von órnis 'Vogel', und lógos 'Lehre') oder Vogelkunde ist der Zweig der Zoologie, der sich mit den Vögeln (Aves) befasst, die mit fast elftausend Arten eine der artenreichsten Klassen der Wirbeltiere bilden. Bei einigen Ausbildungsinstituten kann man in Deutschland (Banu-Akademien) und der Schweiz nach entsprechendem Fachkundenachweis seltsamerweise auch ein Zertifikat als Feldornithologe bzw. Feldornithologin erwerben. Mit einem Studiengang kann man das aber nicht vergleichen. Feldornithologen sind häufig daran interessiert, einen wissenschaftlichen Beitrag zu leisten und engagieren sich gerne ehrenamtlich für umfangreich angelegte Vogelzählungen oder Beringungsaktionen. Das kann man allerdings auch ohne das Zertifikat machen!

 

Birding / Birdwatching (Birder / Birdwatcher)

Der englische Begriff Birding / Birdwatching bedeutet Vogelbeobachtung. Birding ist im englischen Sprachraum geläufig und hat sich somit über nahezu den ganzen Globus in der Vogelbeobachterszene ausgebreitet und meint das das Beobachten, eigentlich eher das „Sehen“ bestimmter Vogelarten. Birding hat nicht unbedingt das zeitaufwändige Studieren einer Vogelart und deren Verhalten zum Ziel, sondern das möglichst viele verschiedene Vogelarten in bestimmten Regionen beobachten werden. Birder bzw. Birdwachter sind Amateure, die aber häufig ein unglaubliches Wissen und sehr große Erfahrung im Aufspüren und Bestimmen von Vogelarten und deren Unterarten haben.

 

Twitcher / Chaser

Der Begriff Twitcher kommt aus dem britischen, der Begriff Chaser aus dem nordamerikanischen Raum. Gemeint ist damit jeweils ein Hardcore-Birder. Daher werden von Twitchern immer Listen geführt. Und davon gibt es eine ganze Menge: Gebietslisten, Regionallisten, Landeslisten, Kontinentallisten und die Weltliste. Man kann das ganze natürlich auch zeitlich einschränken: Tagesliste, Wochenliste, Monatsliste, ... bis zur persönlichen Lebensliste. Vom DDA (Dachverband Deutscher Avifaunisten) wird einmal im Jahr zum Birdrace aufgerufen: Da werden von angemeldeten regionalen Birderteams an einem bestimmten Tag im Mai deutschlandweit soviel Vogelarten wie möglich gezählt. Und am Ende des Tages gibt es ein Siegerteam - toll, oder? Nee, im Ernst: Es geht auch um Spaß beim Birden und das werden die Teilnehmer mit Sicherheit an diesem Tag haben. Aber es gibt auch die verbissenen "Vogelartensammler": Hauptsache, es wird abgehakt, gezählt, erfasst, gemeldet, verglichen und gekürt. Und je seltener eine Art ist, umso besser fühlt man sich. Viele Twitcher nehmen teilweise enorme Anstrengungen auf sich und scheuen keine Kosten. Sie reisen und fliegen durch die ganze Welt, nur um einzelne Vogelarten, die auf ihren Listen fehlen, endlich abhaken zu können. Es reicht oftmals, wenn man den Vogel auch nur für wenige Sekunden gesehen und eindeutig bestimmt hat. Dann wird es für einige schon uninteressant und sie müssen die Jagd auf die nächste bislang ungesehene Art eröffnen. Leider hat dieses oftmals rücksichtslose Verhalten manchmal auch Konsequenzen für die seltenen Vögel. Es gibt genügend Vorfälle, bei denen einzelne Tiere - vor allem geschwächte und "ver(w)irrte" Zugvögel - ums Leben kamen, weil sie von Twitchern ständig aus der Deckung gejagt wurden und bei ihren Erholungs- oder Fressphasen gestört wurden. Mir fällt diesbezüglich spontan der "Club 300" und sein Verhaltenskodex ein. Viele Twitcher haben (so wie ich es in Gesprächen wahrnehme) oft auch keine Zeit und Lust, sich mit Vogel- und Biotopschutz zu beschäftigen - da ist meistens wenig bis nichts in Sachen Nisthilfenbau, Feldgehölze anpflanzen, Teiche ausbaggern oder anderer aktiver Naturschutzarbeit! "Einfach" (nee, einfach das ist nun wirklich nicht!) Vogelarten suchen und in Listen abhaken, wenn man sie gesehen hat. Aber warum soll es beim Vogelbeobachten nicht mal um Wettbewerb und Ranking gehen - jeder wie er mag. Twitcher-Vokabular!

 

Die hohe Kunst der Vogelbestimmung: JIZZ bzw. GISS

"General Impression of Size and Shape" - bezeichnet die Fähigkeit, eine Art allein durch die Gesamterscheinung des Vogels sicher zu bestimmen, auch ohne Details zu sehen. Es ist der Gesamteindruck eines Vogels, der sich aus Merkmalen wie Form, Haltung, Flugstil oder anderen typischen Bewegungen, Größe und Färbung in Kombination mit Stimme, Lebensraum und Standort ergibt. Erfahrene Vogelbeobachter benötigen dafür kein Fernglas - es reicht ein kurzer Blick. Der Begriff JIZZ wurde im ornithologischen Zusammenhang bereits in den 1920er Jahren verwendet.

Vor 50 Jahren ging es bei mir los...


Foto: W. Rüblinger
Foto: W. Rüblinger

Für Tiere und "Natur" habe ich mich eigentlich schon immer begeistert. Ich bin in einem Haus aufgewachsen, in dem es viele Tiere gab: Hunde, Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen, jede Menge Fische in Aquarien, Reptilien in Terrarien, Amphibien und Libellen am Gartenteich und Dank der Mutter saß ich schon als kleines Kind ständig auf Pferden. Eigentlich haben nur noch die Vögel gefehlt!

 

Ich weiß noch sehr gut, wie es bei mir mit der Vogelkunde bzw. der Ornithologie begann: Es war an meinem 9. Geburtstag im Jahr 1972. Ich hatte 10 DM geschenkt bekommen und beschloss, noch am selben Tag in der Kreisstadt, in der ich auch auf ein Gymnasium ging, die Buchhandlung aufzusuchen, um mir ein Buch zu kaufen. Ich wollte - wie meine älteren Brüder - auch ein "Tier-Hobby" haben. Fische, Reptilien und Amphibien waren ja schon vergeben und für die Säugetiere war mehr oder weniger unsere Mutter zuständig, also durchstöberte ich das Regal mit den Tierbüchern im ersten Stock der Buchhandlung nach anderen Klassen im Tierreich. Da gab es zwar ein Schmetterlings- und ein Käferbuch, aber eben auch ein Vogelbuch - den "Taschenatlas der Vögel" in der 3. Auflage von 1963. Und das war's dann: Für 6 Mark und 80 Pfennige wurde ich angefixt und bin nun mein ganzes Leben lang abhängig geblieben - die Vögel lassen mich seit diesem Tag nicht mehr los!  

 

Von meinem Opa hatte ich ein altes kleines Fernglas geerbt und damit bin ich fast täglich stundenlang mit Hund und Vogelbuch durch die umliegenden Obstwiesen, Felder und Wälder gelaufen, um Wildtiere und ganz besonders Vögel zu beobachten. Bald merkte ich aber, dass die im Vogelbuch (übrigens recht albern, oder kindgerecht?) beschriebenen 110 Arten anscheinend nicht "vollständig" sein konnten - ich beobachtete Vögel, die ich im Buch nicht fand. Und ich stellte fest, dass anscheinend nur männliche Vögel abgebildet waren, da mir auffiel, dass bei manchen Arten die Geschlechter unterschiedlich aussahen. Wie konnte das sein? Also ging ich tatsächlich genau ein Jahr später an meinem 10. Geburtstag wieder in die Buchhandlung. Und siehe da, es gab dort ein wesentlich besseres und ganz neu erschienenes Vogelbuch - ein richtiges Bestimmungsbuch: "Kosmos Naturführer - Welcher Vogel ist das?" in dem ca. 400 europäische Vogelarten auf 790 farbigen Zeichnungen zu sehen sind. Es sind die unterschiedlichen Geschlechter, Jungvögel sowie die jeweiligen Verbreitungskarten abgebildet und auch im Text gab es endlich richtig viel Information zu den verschiedenen Arten. Als ich anfing, die ersten Fehler im neuen Vogelbuch zu korrigieren, wusste ich, dass jetzt mein Leben als "Orni" begonnen hatte! ;-)

 

Blöderweise wollte ich als Kind auch Vögel in Volieren halten und züchtete einige Jahre lang Prachtfinken aus Australien, Asien und Afrika. Zum Glück habe ich aber relativ schnell verstanden, dass die Käfig- und Volierenhaltung für Vögel genau das ist, was ich den Tieren überhaupt nicht wünsche. Das Experiment wurde dann beendet. Vogelhaltung bzw. Wildtierhaltung sollte meiner Meinung nach, wenn sie nicht einer behördlich genehmigten Nachzucht und Auswilderung gefährdeter Arten dient, generell verboten werden - übrigens auch in Zoos!

 

Stieglitz, Spanien, 2017
Stieglitz, Spanien, 2017

Schlechte Aussichten?

Zwischen dem Kauf meines ersten Vogelbuchs und dem Erwerb des bislang letzten liegen nun schon fünf Jahrzehnte der Vogelbeobachtung! Leider muss ich feststellen, dass in dieser Zeit die Artenvielfalt und auch die Individuenanzahl der meisten Vogelarten (und vieler weiterer Klassen des Tier- und Pflanzenreichs) weltweit dramatisch eingebrochen sind. Bei den Vögeln habe ich im wahrsten Sinne des Wortes "live" zugeschaut. 50 Jahre sind für ein Individuum des Homo sapiens sapiens zwar eine relativ lange Zeit, aber wie schafft unsere Art es, in diesem Wimpernschlag der Evolutionsgeschichte so dermaßen viele andere Arten auszurotten oder an den Rand der Ausrottung zu bringen? Das Wort sapiens stammt aus dem Lateinischen und bedeutet weise, einsichtig, klug, verständig. Wir hätten uns besser Homo stupidus mortiferum nennen sollen! Es ist traurig und beschämend zugleich ... 

  •  "Allein zwischen 1992 und 2016 hat Deutschland über 14 Millionen Vögel verloren!" (BfN/DDA-Studie)
  • "Seit 1980 sind innerhalb der Europäischen Union die Vögel um mehr als 600 Millionen Individuen zurückgegangen!" (RSPB Centre for Conversation)
  • "Bei 49% aller bekannten Vogelarten der Welt nehmen die Populationen stark ab!" (IUCN Birdlife SOWB 2022)
Feldsperlinge, 2018
Feldsperlinge, 2018

Brutvögel in Deutschland

In Deutschland gibt es ca. 300 nachgewiesene Brutvogelarten. Von den 259 regelmäßig brütenden Arten wurden 43% in die Rote Liste der Brutvögel Deutschlands 2021 aufgenommen. 14 Arten sind bereits ausgestorben, 6 weitere kurz davor. (MPG, RL, DDA)

Die zehn häufigsten Arten sind: 

1. Amsel ~ 9 Mio Brutpaare

2. Buchfink ~ 8 Mio Bp

3. Kohlmeise ~ 6 Mio Bp

4. Mönchsgrasmücke ~ 5 Mio Bp

5. Haussperling ~ 5 Mio Bp

6. Blaumeise ~ 4 Mio Bp

7. Zilpzalp ~ 4 Mio Bp

8. Rotkehlchen ~ 4 Mio Bp

9. Ringeltaube ~3 Mio Bp

10. Star ~ 3 Mio Bp

(Quelle: DDA, 2016)

Rotkopfwürger

Ein Rotkopfwürger Männchen auf einem "Vogel-Brutgebiet"-Schild in Spanien, 2017. Diese Art brütete früher auch in Deutschland - mittlerweile gilt sie bei uns als ausgestorben. Lebensraumzerstörung und starker Insektenschwund scheinen die Ursachen zu sein.

Vogelbücher - meine Empfehlungen


Mittlerweile habe ich etwa zweihundert Bücher über alle möglichen Bereiche der Ornithologie. Darunter sind Bestimmungsbücher aus fast allen Ländern und Regionen der Welt, Bücher über Verhaltensweisen, Federn, Eier, Migrationsverhalten, Lautäußerungen, Biologie und Anatomie, viele Kompendien bis hin zu Spezialliteratur über Gewölle (Speiballen), Vogelintelligenz und andere "Besonderheiten der Avifauna". Und ich habe - man kann es sich denken - viele Bildbände mit fantastischen Vogelfotografien aus der ganzen Welt.

 

Nach und nach möchte ich hier für jeden Bereich der Ornithologie das aus meiner Sicht beste bzw. schönste Buch vorstellen. (Stand 07/23)

 

 

Bestimmungsbuch für Europa, Nordafrika, Vorderasien (Zeichnungen)

  • "DER KOSMOS VOGELFÜHRER", Lars Svensson, K. Mullarney, D. Zetterström; Kosmos Verlag, 3. Auflage 2023 ist für mich das umfassendste und beste Bestimmungsbuch aller Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens  für fortgeschrittene Vogelbeobachter. Auf 480 Seiten beschreibt das Buch 973 Vogelarten (729 Arten im Hauptteil, der Rest sind seltene Gäste, absolute Ausnahmeerscheinungen und Gefangenschaftsflüchtlinge) und zeigt mehr als 4.000 Farbzeichnungen der verschiedenen Kleider, Unterarten und Geschlechter. Die detaillierten und grundlegend überarbeiteten Texte informieren über Größe, Lebensraum, Kennzeichen, Verbreitung und Stimme. Lars Svensson (Text und Karten) gehört zu den führenden Ornithologen der Welt und Killian Mullarney und Dan Zetterström (Zeichnungen und Bildlegenden) sind vielleicht die besten Vogelzeichner der Welt. Das Bestimmungsbuch ist bislang einzigartig und kann zurecht als Standardwerk für die Bestimmung der Vögel Europas bezeichnet werden. Peter Barthel, einer der erfahrendsten Ornithologen Deutschlands, übersetzte die deutsche Ausgabe. Unter Ornis wird das Buch häufig nur "Svensson" genannt. ISBN-13: 9783440176115, Preis: 38,- € 
  • Das Buch wurde auch als "Der Kosmos Vogelführer - Appvon NatureGuides Ltd umgesetzt. Zwar nicht vollständig, aber mit tollen Extras: 700 Arten mit Beschreibungen, 3.500 Illustrationen, 750 Gesänge u. Rufe!, Protokoll-Möglichkeit mit Listenfunktion (noch nicht optimal gelöst), alle Artennamen in 18 Sprachen. Die App ist super hilfreich bei der Feldornithologie und erspart einem u. U. das Mitschleppen des 946 Gramm schweren Buchs! Die App (2. Buchauflage) ist für 14,99 € im Google Play Store erhältlich. Die Apple-Version scheint etwas eingeschränkter zu sein - habe ich irgendwo gehört oder gelesen. Seit Ende Dezember 2023 gibt es für weitere 9,99 € ein App-Upgrade auf die 3. Auflage mit 30 zusätzlichen Arten und aktualisierten Illustrationen und Verbreitungskarten.

 

Foto-Bestimmungsbuch für Europa

  • "DIE VÖGEL EUROPAS", Rob Hume, A. Swash u.a., Kosmos Verlag, 2023: Das Buch zeigt anhand sehr zeigt guter und vor allem vergleichbarer Fotos sämtliche Kleider, Unterarten und verschiedene Gefiederzustände. Die Beschreibungen sind nicht sehr ausführlich, aber ausreichend. 928 Arten werden in über 4.700 Fotos auf 640 Seiten gezeigt. Es ist aktuell der umfassendste Fotoführer mit allen Vögeln Europas auf dem Markt. Ich empfinde das "Arbeiten" mit dem Buch sehr mühsam: Layout und Typografie machen ein sicheres Zuordnen der Fotos zu den einzelnen Arten oft schwierig und lässt viele Seiten unübersichtlich erscheinen. Das Buch ist mir leider für die "Feldarbeit" zu groß und zu schwer (ca. DIN A5 x 4,5 cm, 1.380 Gramm). Die Einbandqualität finde ich nicht hochwertig genug. Das Buch ist zwar fadengebunden, aber leider mit einem empfindlichen Softcover (Klappbroschur) versehen. Eine Hardcover-Buchdecke wäre für ein häufig genutztes Bestimmungsbuch die bessere Wahl gewesen - das hätte ich bei dem Preis ehrlich gesagt auch erwartet. Trotz meiner Kritik gibt es keine Alternative zu diesem Buch. ISBN-13: ‎9783440176061, Preis: 46,- €

 

Übersicht über alle Vogelarten der Welt

  • "ALL THE BIRD OF THE WORLD", J. Del Hoyo, Lynx Edicions, 2020: mit knapp 11.000 Arten inkl. deren Verbreitungskarten, 20.658 Illustrationen, QR-Verknüpfung zu Online-Datenbank auf 968 Seiten, englischer Text. Das Buch ist einzigartig - hier werden alle bekannten Arten der Welt in einem einzigen Buch (zugegebenermaßen sehr groß und schwer!) aufgeführt und illustriert. Genial ist die QR-Code Verknüpfung per Smartphone bzw. Tablet zur The Cornell Lab of Ornithology 'Birds-of-the-World' Datenbank. ISBN-13: 9788416728374, Preis: 85,- €

 

Vogelzug / Migration

  • "DAS GROSSE BUCH VOM VOGELZUG", Franz Bairlein, Aula-Verlag, 2020 basiert auf den aktuellsten Erkenntnissen inkl. der Auswirkungen der Klimaerwärmung. Ausführlich wird über folgende Themen informiert: Methoden der Vogelzugforschung, Vogelzug in Deutschland, Vogelzug global, Formen und Steuerung des Vogelzugs, räumliche Orientierung, Energetik, physiologische und morphologische Anpassungen, Rastverhalten und Habitatwahl, ökologische Barrieren, Winterquartiere, Wetter und Klimawandel, Gefährdung und Schutz von Zugvögeln, Parasiten und Infektionskrankheiten von Zugvögeln sowie Ontogenese und Evolution. Das Buch hat 368 Seiten. Auf 60 Seiten gibt es umfangreiche Darstellungen des Zugverhaltens von über 80 Arten. Die 13 Seiten mit Quellenangaben zeugen von einer immensen Recherchearbeit. ISBN-13: 9783891048252, Preis: 49,- €

 

Sinnesleistungen, soziale und kognitive Intelligenz

  • "DIE SINNE DER VÖGEL, oder wie es ist, ein Vogel zu sein", Tim Birkhead, Springer-Spektrum-Verlag, 2. Auflage 2017: Eines der besten und unterhaltsamsten Vogelbücher der letzten Jahre. Auf 208 Seiten schreibt der Ornithologe und Verhaltensforscher Birkhead äußerst kurzweilig und hochinformativ über die Sinnesleistungen und andere erstaunliche Fähigkeiten der Vögel. Das Buch sollte jeder Vogelfreund im Regal haben, vom blutigen Anfänger bis zum "Profi". Ich besitze auch die Erstausgabe von 2015 als Hardcover, die leider einige Übersetzungs- und Rechtschreibfehler aufwies. Die korrigierte Zweitauflage habe ich neben anderen Büchern als Dank für meine zahlreichen Korrekturhinweise von einer Springer-Lektorin geschenkt bekommen. ISBN-13: ‎9783662558645, Preis: 27,99 €
  • "DIE GENIES DER LÜFTE - die erstaunlichen Talente der Vögel", Jennifer Ackerman, Rowohlt Verlag, 2. Auflage 2021: Ein "Spatzenhirn" ist alles andere als "dumm". Die preisgekrönte Wissenschaftsautorin (und seit ihrer Kindheit begeisterte Vogelbeobachterin) J. Ackerman schreibt auf mehr als 400 Seiten über die erstaunlichen kognitiven und sozialen Fähigkeiten der Vögel. Basierend auf vielen Gesprächen mit Ornithologen und Verhaltensforschern rund um den Globus, vielen eigenen Beobachtungen und umfangreichen wissenschaftlichen Recherchen erklärt sie, dass die kognitiven Leistungen vieler Vogelarten keinen Vergleich mit denen von Primaten, Delfinen und Elefanten scheuen müssen. Das Buch ist sehr gut geschrieben und bietet eine Unmenge an neuen Erkenntnissen aus der Vogelforschung. Die Artenauswahl der beschriebenen Vögel ist zwar ein wenig amerikalastig und mit dem Kapitel 'Spatzenstadt' hatte ich etwas Schwierigkeiten bzgl. einiger Aussagen bzw. Interpretationen, aber insgesamt ist es ein absolut lesenswertes Buch über "die Genies der Lüfte"! ISBN-13: 9783499632617, Preis: 13,- €
Uferschnepfe, Jörg Rüblinger
Uferschnepfen-Paar, Niedersachsen, 2024

Meine Ferngläser, Mein Spektiv


Ohne Fernglas geht ja irgendwie nix in Sachen Vögel gucken! Vom Konfirmations- und Ferienjobgeld habe ich mir mit 14 Jahren ein etwas besseres Fernglas gekauft, ein Lichter 9x63. Ersetzt wurde es nach einem Fallschaden durch ein Optolyth Royal 9x63, das aber auch nicht richtig gut war. Den qualitativen Quantensprung in Sachen optischer Qualität gab es Anfang der 80er Jahre mit dem damals recht teuren Swarovski Habicht SL 10x40, dass ich heute nach 40 Jahren intensivem Gebrauch immer noch sehr gerne benutze. Danach kam der Einstieg in die Premiumklasse der Ferngläser: ein schweres, aber solides Leica Trinovid 10x42 BA, sowie im Jahr 2005 ein Swarovski EL 8x32 WB der 1. Generation. Auch diese beiden Ferngläser benutze ich heute noch regelmäßig.

 

Irgendwann dachte ich, dass ein neues Fernglas fällig sei und testete im Jahr 2020 ausgiebig ein Swarovski EL 8x32 III (~1.800,- €) sowie die beiden Swarovski Modelle NL-Pure 10x32 (~2.500,- €) und 10x42 (~2.900,- €). In 2023 wurden dann noch ein Premiumglas und zwei Modelle der mittleren Preisklasse länger getestet und verglichen: ein Zeiss Victory SF 10x32 (~2.400,- €)ein Zeiss SFL 10x30 (~1.400,- €) und ein SFL 8x30 (~1.300,- €). Alle sechs Ferngläser sind absolute Spitzenbinokulare für die Vogelbeobachtung, aber behalten habe ich dennoch keines davon!

 

Wieviel Ferngläser brauche ich eigentlich wirklich und welches ist am besten für meine Einsatzzwecke geeignet? Na, eines reicht - man muss es halt nur dabei haben, wenn man einen interessanten Vogel sieht! Neben der optischen Qualität und einer guten Fokussiermechanik ist mir mittlerweile ein geringes Gewicht, sowie Kompaktheit bei gutem Handling wichtig.

 

Meine Favoriten bzw. meine Kaufempfehlung unter den von mir verglichenen leichten 30/32 Modellen für "möglichst immer dabei" wären für 2023 das brandneue Zeiss SFL 8x30 bzw. das SFL 10x30. Beide Modelle sind optisch sehr gut, unglaublich leicht, ergonomisch zu bedienen und mit einem Preis von ~1.300,- € vergleichsweise günstig. Die Verarbeitungsqualität ist sehr ordentlich, erreicht aber nicht ganz die der Premium-Modelle, die das Doppelte kosten. Ob 8-fache oder 10-fache Vergrößerung ist eher eine Frage der persönlichen Präferenz. Vögel kann man mit beiden sehr gut beobachten. Die geringere 8-fache Vergrößerung ist für mich völlig ausreichend, wesentlich flexibler einzusetzen und deutlich ruhiger zu halten als die 10-fache Vergrößerung. Generell "verwackeln" leichte Ferngläser allerdings auch eher als schwere. Wer Vögel tagsüber und nicht ständig in der Dämmerung beobachten möchte, benötigt meiner Erfahrung nach keinen Frontlinsendurchmesser, der größer als 30 bzw. 32 mm ist. Die Modelle mit größerem Durchmesser sind zwar "lichtstärker", aber das bemerkt man auch nur nach Sonnenuntergang! Dafür sind sie aber deutlich schwerer und meist teurer!

 

Mein Alltags-Fernglas ist und bleibt jedoch vorerst das fast 20 Jahre alte Swarovski EL 8x32 WB 1. Gen. (Produktion ca. 2002 - 2012), das damals einen Neupreis von ~1.600,- € hatte. Das Fernglas kann im direkten Vergleich selbst mit den aktuellen Modellen der Premiumklasse (1.800,- bis 3.000,- €) immer noch sehr gut mithalten. Die Qualitätsunterschiede sind - wenn überhaupt vorhanden - für meine Augen kaum wahrnehmbar und "rechtfertigen" aus meiner Sicht keine Neuanschaffung. (Stand 07/23)

 

Ich mache hier übrigens keine Werbung für irgendeinen bestimmten Hersteller - ich bin der Meinung, dass die Premium-Ferngläser und Spektive der Hersteller Leica, Nikon, Swarovski, Zeiss und Kowa (bei den Spektiven) bezüglich der optischen und mechanischen Qualität sehr dicht beieinander liegen. Die für mich wichtigeren Unterschiede gibt es eher beim Handling und beim Gewicht.

 

"Birdwatching" kann ein richtig teures Hobby werden, wenn man bei der Optik im Premiumbereich investieren möchte. Im Grunde reicht aber ein Bestimmungsbuch für 20,- € und ein ordentliches Fernglas aus der "<500,- € Klasse", die auch von namhaften Herstellern abgeboten werden (z.B. Kowa BDII 8x/10x32 XDNikon Monarch M7, Meopta Meopro HD, Zeiss Terra), oder man erwirbt für das gleiche Geld ein gutes Mittelklasse-Gebrauchtfernglas. Weniger würde ich für ein Fernglas nicht ausgeben - qualitativ hochwertige Optik hat einfach ihren Preis und die Vogelbeobachtung soll ja auch Spaß machen und keine Kopfschmerzen bereiten! 

 

Jörg Rüblinger, Kowa TSN-773, Swarovski EL 8x32 WB
"Vögel gucken" im Vogelschutzgebiet Rieselfelder Münster, 2023
Rotschenkel, Dollart, 2024
Rotschenkel, Dollart, 2024
Limikolen lassen sich im Wattenmeer mit einem Spektiv besser beobachten!
Limikolen lassen sich im Wattenmeer mit einem Spektiv besser beobachten!

Spektiv Kowa TSN-773 mit Okular 25-60x 

 

Wer Vögel in großer Entfernung richtig bestimmen und gut beobachten möchte, kommt um ein gutes Spektiv inklusive Stativ eigentlich nicht herum. Ich habe mich für das relativ leichte und handliche Midrange-Modell Prominar TSN-773 vom japanischen Hersteller Kowa entschieden, das ich aber nur auf geplanten "Orni-Touren" mitnehme. Die Qualität der Optik, des Gehäuses und der Fokusiermechanik ist sehr gut. Das Blöde beim Einsatz eines Spektivs ist, dass man es eigentlich nur richtig nutzen kann, wenn es auf einem Stativ mit einem guten Videoneiger oder Kugelkopf montiert ist. Das erhöht leider Gewicht und Preis der Ausrüstung und schränkt auch die Mobilität deutlich ein. Für einen vogelkundlichen Spaziergang ist ein Spektiv weniger geeignet, aber an Gewässern oder anderen Vogel-Hotspots ist es eine tolle Sache, wenn man die bis zu max. 60-fache Vergrößerung wirklich nutzen kann. Für ein gutes Spektiv muss man mittlerweile zwischen 1.500,- und 2.500,- € ausgeben. Die Spitzenmodelle (z.B. Kowa TSN-99A, Zeiss Harpia 95, Swaroski ATX115) kosten inklusive Okular zwischen 3.500,- und 5.000,- €. Einigermaßen leichte und stabile spektivtaugliche Carbon-Stative mit Videoneiger (z.B. Kite Ardea CF mit Manfrotto 128 RC) bekommt man ab 450,- €. Für Top-Stative aus Carbon (z.B. Gitzo Mountaineer 3 lang inkl. Neiger) zahlt man 1.500,- € und mehr.

 

Oft ist es von Vorteil, wenn man Fotos von Vögeln machen kann - zur späteren Bestimmung, zur Auszählung oder als "Dokumentation" für Meldeportale im Falle der Sichtung einer seltenen Art. Dazu benötigt man nicht unbedingt eine tolle Fotoausrüstung mit großem Tele: Handy und Fernglas, bzw. Spektiv funktionieren kombiniert auch ganz gut. Es git zwar (recht teure) Smartphone-Adapter für Ferngläser und Spektive, ich spare mir jedoch das umständliche Gefummel und halte einfach mehr oder weniger genau das Handyobjektiv vor das Okular. Die Ergebnisse sind nicht immer perfekt, aber durchaus brauchbar, auch wenn meist der Horizont schief ist und die Bildränder vignettieren, also abdunkeln.

 

Nachfolgend zwei Beispiele von der Kombi Handy und Spektiv - wenn man es ordentlich betreibt, nennt man es "Digiscoping": 1. Rastende Goldregenpfeifer in ca. 300 Meter Entfernung und 2. eine "Foto-Dokumentation" eines nordamerikanischen Hausgimpels (Haemorhous mexicanus) am Dollart südlich von Emden im August 2023. Beim Hausgimpel handelt es sich mit Sicherheit um einen "Gefangenschaftsflüchtling" (schlimmes Wort und ebenso schlimm ist, dass man überhaupt Vögel in Gefangenschaft hält!). Es ist ein Männchen, aber im Gegensatz zu den "normalen" Hausgimpel-Männchen, bei denen die Kopf- und Bürzelfärbung kräftig rot ist, ist bei diesem Exemplar lediglich eine (mangel-) ernährungsbedingte Orangefärbung zu sehen. 

 


 

Nachfolgend ein Belegfoto einer besonderen Vogelbeobachtung! In der hessischen Wetterau habe ich Mitte Juni 2024 an zwei aufeinanderfolgenden Tagen einen Vogel gesehen, dessen eigentliches Verbreitungsgebiet weit im Osten liegt: Ein Buschrohrsänger Acrocephalus duetor. Diese Rohrsängerart, die quasi den Sumpfrohrsänger im Osten "ablöst", sich jedoch langsam nach Westen ausbreitet, hat ihre momentane westlichste Verbreitungsgrenze zwischen Südfinnland und dem östlichen Baltikum. Das Brutgebiet reicht weit nach Osten bis Zentralasien. Die ungefährdete Art überwintert in Indien. Keine Ahnung, wie dieses Vögelchen in meine alte Heimat zwischen Vogelsberg und Taunus kam, aber es sang dort einige Tage lang munter vor sich hin. Buschrohrsänger kann man von Sumpfrohrsänger und Teichrohrsänger durch den Gesang unterscheiden und auch einige Körpermerkmale (u. a. Überaugstreif, Beinfarbe, Schnabellänge, Kopfform und vor allem die kurze Handschwingenprojektion) machen die Bestimmung eindeutig. Buschrohrsänger sind sehr seltene Irrgäste in Deutschland. Den Gesang mit meisterhaften Imitationen vieler anderer Vogelarten fand ich wirklich sehr beeindruckend. Ich konnte zwar keine tollen Fotos machen, aber es war eine schöne und interessante Sichtung einer neuen Art.

 

Nachtrag: Der Vogel, ein einsames Männchen, war im Juni '24 recht standorttreu und wurde kurz nach meiner Beobachtung beringt.

 

Buschrohrsänger auf Wilder Karde, Hessen 06/24. Unten ein Video von diesem Exemplar:
Buschrohrsänger auf Wilder Karde, Hessen 06/24. Unten ein Video von diesem Exemplar:
Wiesenpieper auf dem Display
Wiesenpieper auf dem Display

Vogelbestimmung mit der Kamera

 

Man benötigt nicht unbedingt ein Spektiv zur Bestimmung von weit entfernten Vögeln, wenn man eine Kamera mit entsprechender Brennweite besitzt. Ich nutze oft mein 600mm Objektiv an der 45 MP-Vollformatkamera, mache ein Foto und "zoome" dann digital in das Bild, um die Vögel auf diese Weise so zu vergrößern, dass eine Bestimmung möglich ist. Das funktioniert erstaunlich gut - vorausgesetzt, die Lichtverhältnisse sind ausreichend und die Aufnahme scharf genug. Immer häufiger lasse ich das Spektiv zuhause bzw. im Auto und nehme lediglich die Kamera mit ins Gelände. Das ist sehr praktisch, wenn ich flexibel sein möchte. Bei geplanten Anlässen wie Wasservogelzählungen, an Zugvogel-Hotspots oder bei längeren Beobachtungen von Vögeln z. B. am Nest bzw. der Bruthöhle ist das Spektiv aber nach wie vor sinnvoll und praktisch.

 

Moderne Teleobjektive erreichen in Kombination mit hochauflösenden Kamerasensoren eine erstaunliche Abbildungsqualität, auch wenn man stark in das Bild hineinzoomt, also "croppt". Ich wundere mich oft über die Schärfe des Ausschnitts, selbst bei 200% oder gar 300% Ansicht. Da sind oftmals noch feinste Details zu sehen, die ich mit dem recht guten Spektiv kaum erkennen kann.

 

Ornithologie - Links


Sperbergrasmücke, Thüringen, 2024
Sperbergrasmücke, Thüringen, 2024

Birding - Spots


Bitte Bild anklicken! Hornborgasjön
Bitte Bild anklicken! Hornborgasjön

Wusstest du, dass ...


... allein in den USA jährlich zwischen 1,7 und 3,7 Milliarden Vögel von freilaufenden Hauskatzen getötet werden? [Studie] Für Deutschland gibt es Schätzungen, die von 50 bis max. 200 Millionen durch Katzen getötete Vögel pro Jahr ausgehen. Auch wenn einige Wissenschaftler diese Zahlen für zu hoch ansehen, sind sie dennoch schockierend. Viele Katzenhalter sind sich oft gar nicht bewusst, was für meisterhafte Jäger sie in ihrer Stube beherbergen und welche Katastrophe die Freigängerkatzen in der Vogel-, Kleinsäuger-, Reptilien- und Insektenwelt anrichten! Seltsamerweise halten sich die meisten dieser Katzenbesitzer noch für besonders tierlieb, das scheint aber nur in Bezug auf ihr eigenes Haustier so zu sein. 


Meine persönliche Meinung zum Thema "Killende Katzen":

  • Hauskatzen haben nichts mit "Natur" zu tun und gehören dort auch nicht hin.
  • Man kann domestizierte Katzen eigentlich nicht "artgerecht" halten, ohne Wildtiere zu gefährden. Das sollte man wissen, wenn man sich eine Katze zulegt. Als Freigängerkatzen richten sie unter Wildtieren große (und eben keine "natürlichen") Schäden an. Es handelt sich nämlich um Hauskatzen und nicht um europäische Wildkatzen. Anders zu bewerten ist vielleicht die Haltung von Katzen als "Nutztiere" für die Mäuse- und Rattenbekämpfung auf großen Reiterhöfen und landwirtschaftlichen Betrieben. 
  • Im Jahr 2024 gibt es ca. 16 Millionen Hauskatzen in Deutschland [Statistika] und der Deutsche Tierschutzbund schätzt die Anzahl der verwilderte Hauskatzen auf über 2 Millionen Tiere. Das erscheint mir schon ein Problem zu sein, dass viel stärker in der Öffentlichkeit diskutiert werden sollte. Ich würde daher tatsächlich eine gewisse "Kontrolle" dieser Tiere befürworten, z.B. durch:
  • Kastration! Es gibt zu viele Katzen in Tierheimen. Man sollte daher die Möglichkeit zur Fortplanzung beschränken. Ich glaube aber, dass das bereits viele Tierheime ihre Katzen kastrieren lassen. Die Kosten sollte eigentlich in diesem Fall der Staat oder das Bundesland übernehmen, das ist aber leider nicht der Fall.
  • Abschuss von verwilderten Hauskatzen! Ja, ich weiß, dass wollen jetzt viele nicht lesen, aber ich bin wirklich für den Abschuss oder Fang von freilaufenden Katzen ab einem gewissen Radius um Dörfer und Städte durch die jeweiligen Jagdpächter.
  • Generelles "Ausgangsverbot für Katzen" in der Zeit von Mitte März bis Mitte September. In den anderen Monaten Ausgang mit Glöckchen- und/oder Leuchthalsband. Das wäre mein dringender Wunsch! Auch eine generelle Anleinpflicht von Hunden im selben Zeitraum halte ich für angemessen.
  • Einführung einer Katzensteuer: Warum muss man für Hunde und Pferde Steuern zahlen und für Katzen nicht? Die Steuer für einen Hund kostet ca. 100,- € im Jahr. Wenn auch nur für die Hälte der deutschen Katzen 50,- € jährliche Steuer gezahlt werden würden, ergäbe das > 40 Mio. Euro im Jahr. Da ließen sich viele Nistkästen finanzieren und Biotope anlegen - nur mal so als Idee!
  • Besitzer von Gärten sollten darauf achten, dass mehr Nist-, Nahrungs- und Versteckmöglichkeiten für Vögel, Insekten und Kleinsäuger geschaffen werden und diese Orte möglichst katzensicher gestalten.
Vögel sterben durch Hauskatzen
Juli 2024

Tödliches Drama im Park: Ein Entenküken wird es leider nicht überleben. Das ehemals "süße Kätzchen" wurde wohl mit viel zu viel Sheba gefüttert, sonst wäre daraus nicht so ein übergewichtiger Kater geworden. Wegen Hunger töten Hauskatzen auch nicht - sie töten instinktiv alles, was sich bewegt und von der Größe her ins Beutespektrum passt: Wildvögel, Kleinsäuger, Reptilien, Insekten, Spinnen. Hauskatzen sind perfekte Killer, die meiner Meinung nach eigentlich das ganze Jahr, jedoch zumindest während der Brut- und Aufzuchtzeit nicht frei herumlaufen sollten. Die "Tierliebe" sollte sich nicht nur auf das eigenen Haustier beschränken.

 

Falls sich jemand fragen sollte, warum das so im Park passiert ist, obwohl ich doch live dabei war: Die ganze Situation kam für mich (und die Enten) völlig überraschend und war innerhalb von 1-2 Sekunden vorbei. Ich war über 20m entfernt, habe nur die Enten beobachtet und die Katze erst wahrgenommen, als sie bereits im Kamerasucher zu sehen war. Und dann war es auch schon zu spät. Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, hätte ich eingegriffen. Bei einer europäischen Wildkatze nicht - aber das wird vielleicht manch ein "Tierfreund" nicht verstehen. Es mag paradox klingen - ist es aber keinesfalls.